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Mula Bandha - Wurzelverschluss

Das erste Mal hörte ich von Bandhas im 2013 in Südindien. Ganz ehrlich, ich konnte nichts damit anfangen und verstand gefühlt kein einziges Wort. Es kam mir sehr mystisch vor und ich vergass auch ziemlich schnell wieder den Sinn der yogischen Körperverschlüsse, Bandhas.


Im 2018 kam ich in der Schwangerschaft zum ersten Mal in Berührung mit dem Thema Beckenboden und Beckenboden Übungen. Wahrscheinlich war mein Gesichtsausdruck derselbe wie damals in Indien, als mein Lehrer Mahesh versuchte einer Gruppe neuer Yogis zu erklären, wie man Mulabandha aktiviert.


Im Zusammenhang mit meiner Schwangerschaft und der ersten Geburt entwickelte ich einige unangenehme Beckenboden Probleme und schnell war mir klar, dass es doch nicht sein kann, dass ich nichts über diesen wichtigen Muskel weiss. Also meldete ich mich kurzerhand für eine Weiterbildung als Beckenboden Kursleiterin an.


Desto mehr ich mich mit dem Thema Beckenboden befasste, desto mehr zog es mich in einen Bann von unterschiedlichen Büchern, Podcasts und Artikel. Ich verschlang alles, was mir unter den Fingern kam und siehe da, auch die Bandhas wurden wieder zum Thema.


Ich befasste mich besonders mit der Hatha Yoga Pradipika, welche die Verschlüsse beschrieb und hier kommt nun mein Versuch euch dieses spannende Thema näher zu bringen.


Bandha bedeutet aus dem Sanskrit übersetzt = fesseln, binden, halten, Schloss, Siegel, Ventil, Kontraktion. Sie bezeichnen spezielle Körperverschlüsse, welche wir nutzen können um die Energie in unserem Körper mit spezifischen Übungen zu lenken.

Ich habe mich gefragt, was will man fesseln, schliessen oder versiegeln? Wenn ich an mein Zuhause denke, dann verschliesse ich die Türe, damit mein Hab und Gut Zuhause bleibt und vor Diebstahl geschützt ist. Oder, wenn ich Spaghetti koche dann verschliesse ich meinen Topf oben mit einem Deckel, damit die Hitze nicht entfliehen kann.


Der Grund weshalb man im Yoga Bandhas nutzt ist mit einem ähnlichen Ziel verbunden. Wir machen an einem Ort im Körper etwas zu, damit etwas im inneren bleibt und für etwas wichtiges genutzt werden kann.


Lasst mich ein wenig konkreter werden. Wenn du am Ende deines Beckens keinen Beckenboden hättest, würden dir sämtliche Organe rausfallen und zwischen deinen Beinen hängen. Wahrlich keine schöne Vorstellung. Somit ist dein Beckenboden der Boden deines Körpers. Sowie der Topf einen Boden hat, hat auch unser Körper einen Boden.





Wir können diesen "Boden" unseren Beckenboden auf subtile und muskuläre Art und Weise kontrahieren und somit verschliessen. Es gibt unterschiedliche Gründe und Wirkungen, weshalb die Yogis dies praktizieren.


Aus anatomischer Sicht sorgt die bewusste Kontraktion des Beckenbodens für mehr Stabilität in unserer Körpermitte. Unterstütz die Gesundheit von unseren Beckenorganen. Hilft die Beckenorgane zu halten und schenkt uns mehr Lebensfreude und Selbstbewusstsein.


Aus energetischer Sicht praktizieren wir die Bandhas um Energie im Körper zu halten und von unten nach oben steigen zu lassen. Mula Bandha bedeutet Wurzelverschluss und so wie ein Baum, der Wurzeln besitzt, um die Nahrung und das Regenwasser aus den Wurzeln nach oben in den Stamm zu befördern so nutzen wir Menschen das Mulabhanda, um die Energie von unserem Wurzelchakra Muladhara nach oben in die höheren Chakren zu befördern.


Lasst und noch ein bisschen tiefer gehen. Aus der tantrischen Philosophie entnehmen wir, dass Shiva und Shakti, der männliche Gott und die weibliche Göttin durch den Urknall und Urlaut Om getrennt werden. Shakti macht sich auf dem Weg und erschafft unsere Erde. Zum Schluss nimmt sie selbst die Form von Erde an und bleibt als Kundalini Shakti (Schlangenkraft) wie eine Knolle im Muladhara Chakra gefangen. Bei den meisten Menschen ist die Kundalini Shakti Energie im Schlafmodus. Das Ziel nach der Yoga-Philosophie ist es demnach, die Kundalini Energie zu befreien oder aufzuwecken und durch das Mulabandha in die optimale Richtung zu lenken: durch den Sushumna Kanal nach oben in die höheren Chakren und Bewusstseinszentren.


Wenn die Kundalini das Kronenchakra, Sahasrara erreicht, kann sie sich wieder mit Shiva vereinen, der die ganze Zeit auf Shakti gewartet hat. Diese Vereinigung bedeutet höchstes Bewusstsein, Verschmelzung mit dem Universum, das stärkste Gefühl von Eins Sein.





Es gibt insgesamt drei Bandhas. Mula Bandha, Uddiyana Bandha und Jalandhara Bandha. In diesem Blogpost werde ich aber erstmal nur auf Mula Bandha eingehen.


Nun wo genau befindet sich Mula Bandha im Beckenboden? Es gibt Unterschiede bei den Geschlechtern. Bei den weiblichen Geschlechtsteilen befindet sich der Wurzelverschluss zwischen Anus und Harnröhre, somit liegt es in der Mitte bei der Gebärmutter und dem Gebärmutterhals, direkt am Eingang der Gebärmutter.


Beim Mann befindet sich das Mula Bandha zwischen Anus und Penis im Dammbereich.




Praktischer Teil für Mula Bandha.

  1. Setze dich in Siddhasana. Es ist wichtig, dass eine Ferse mit deinem Dammbereich in Kontakt kommt. Den anderen Fuss legst du vor den Fussrücken des hinteren Fusses. Richte dein Becken und die Wirbelsäule auf.

  2. Erlaube die Achtsamkeit nach innen zu lenken und beruhige deine Atmung.

  3. Atme durch deine Nase ein und halte die Atemluft im inneren. Kontrahiere subtil den Dammbereich/Scheidenbereich.

  4. Stelle dir vor, dass du die abwärtsfliessende Energie, Apana, in die feinstoffliche Wirbelsäule Sushumna hochziehst. Lasse die Lebensenergie aufsteigen.

  5. Sobald du einen Impuls verspürst wieder zu atmen, lasse kontrolliert die Kontraktion im Beckenboden los und spüre nach.

  6. *Optional, während du Mula Bandha hältst, mache 5 weitere sanfte Kontraktion und erst dann lasse komplett los.

Um Mula Banda zu setzen, kontrahiert man die Muskulatur des Perineums (Dammbereiches), das ist der Bereich, der sich zwischen Anus und Genitalien befindet. Am Anfang, ist es nicht so einfach, diesen Bereich eigenständig zu aktivieren. Mit Fleiss und Geduld, wirst du jedoch, neue Neuronen bauen, die dich unterstützen werden diese Übung erfolgreich umzusetzen. Es gibt auch das Aswini Mudra, welches die Kontraktion des Anus beschreibt. Diese ist für viele Menschen einfacher umzusetzen und am Anfang eine gute Möglichkeit, mit dem Beckenboden in Kontakt zu kommen.



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